So heute mal wieder ne Fortsetzung:
Ich hatte zwischen der letzten aufgeschriebenen Geschichte und der jetzigen einige Touren und hatte in letzter Zeit einige längere Touren, u. A. letzte Woche ging es bis runter nach Nordafrika oder wie es genau heißt Tunesien. Das letzte mal durfte ich mit einer Containerbüchse (Überseecontainer) runterfahren, jetzt nach den Feiertagen wusste ich nichtmal, dass ich schon wieder runterfahren durfte. Jedenfalls rief mich der nette alte Herr an, den ich an einem Rastplatz getroffen hatte und wünschte alles gute zu Weihnachten. Ich bot ihm, da ich gut gelaunt war, eine Woche Mitfahrt an und meinte noch voller Hoffnung: Wird schon ein Stückchen um Deutschland rumgehen.. Er freute sich und fragte, wann es losginge.. Wenig später waren meine Feiertage auch schon rum, ich packte wieder meine Tasche und verließ unser Häuschen und ging zum Actros, den ich in der warmen Halle in München abgestellt hatte. Kaum hatte ich die Tasche die 4 Stufen hochgewuchtet, sah ich schon den Zettel auf der Mittelablage liegen mit meinem Fahrziel: Mit Gurken nach Bratislava. Wenig später kam mein Beifahrer, der sich als Ferdinand Schwarzmüller vorstellte. Er stieg, wie wohl schon einst, mit seiner Arbeitstasche die 4 Stufen hoch und ließ sich auf den Klimasitz meines neuen Actros fallen, ganz erstaunt über den Platz, wenn man mal in der Kabine ist und über däie 2 Betten, und als ich die Tour nach Bratislava fuhr fuhr, erzählte er spannende Geschichten seiner Fahrer-Karriere, bei denen man am besten Anhält und einfach nur zuhört, besser als jedes Buch und jeder Film. In Bratslava erhielt ich nach dem Abladen einen Auftrag übers Fleetboard (Ferdi: Sowas hätt man früher als Hexerei bezeichnet) und erhielt nur die Ladestation: Drevo obchod po celom svete, ein INternational handelndes Holzwerk, wo ich auch rauffuhr und lud, doch der Abladetermin verschlug mir die Sprache:
Auf meinem Lieferschein, den ich im Büro erhielt, Redeyef konnte ich entziffern, doch wo es liegt, wusste ich nicht und so fragte ich mal Ferdinand, der mir wie aus der Pistole geschossen antwortete, dass das ganze in Tunesien liegt und das ca. 2500km sind, Einfache Strecke. Ich schluckte und ging nochmal ins Büro um mich zu vergewissern, ob der Ort korrekt ist.. Die freundliche junge Dame, mit der ich Englisch redete, grinste mich nur an und fragte, ob ich ein Problem damit habe und mit einem Augenzwinkern und viel Glück im Gepäck maschierte ich zurück in den Actros, ließ mich auf den Fahrersitz fallen und Ferdi schaute mich an, was ich so betrübt schaue: Wieder nicht unter der Woche zur Familie kommen, Katrin macht bald Hackfleisch aus mir, wenn ich nicht bald was ändere, befürchte ich. Ich startete den Motor und fragte bei Ferdi nach, ob er Bereit sei für den Trip: "Na logisch, Jung, ich war seit 20 Jahre nicht mehr in einem LKW unterwegs und seit 30 Jahren nicht mehr so weit weg. Ich bin bereit, mich stoppt nichts" sagte er, setzte seine Schiebermütze, an der der goldene Million km Stern dran hing, anständig auf und forderte auf, loszufahren. Sein Tatendran steckte mich an, ich legte per Schaltwippe einen Gang ein und rollte langsam runter vom Hof und dann auf die Landstraße, auf der ich mich Richtung Wien bewegte.
Ferdi war währendessen beschäftigt, sich den LKW genauer anzuschauen und schaute sichtlich beeindruckt aus dem Fenster, nur das Fahren mit einem LKW kam ihm unheimlich vor. Die Schaltautomatik, der Digitacho, die leichtgängige Lenkung und schließlich das ganze Fahren mit 600PS und Luftfederung wirkten für ihn befremdlich, doch trotzdem reizte es ihn, mal wieder zu fahren.. Um ihn nicht zu enttäuschen, versprach ich, ihn den LKW rangieren zu lassen, wenn wir auf die Fähre fahren oder beim Abladen. So ging es im Tiefflug Richtung Wien, das Standlicht als Tagfahrlicht an und gechillt über die noch recht leere Autobahn zu fahren, da die meisten LKW Fahrer dann doch noch im Urlaub sind.
Und als wir Richtung Graz weiterfuhren von Wien aus kamen wieder diese Geschichten von Ferdi, als er diese Strecke mit einem alten Krupp als Hängerzug entlangfuhr und an den Steigungen fast stand, über die wir heute mit den modernen LKW fast drüberfliegen. Auch konnte man schön die Berge bewundern, an denen wir auf der Autobahn vorbeischossen. Lust hätte ich schon, die 600PS die Berge raufzuscheuchen, doch Tour ist Tour und da ich möglichst schnell wieder daheim sein will, heißt es ranglozen..
Die km gingen gut zu fahren, es war kein Stau im Weg und Ferdi sichtlich stolz und glücklich, wieder im LKW mitzufahren und hatte ein stolzes Grinsen im Gesicht, ich war mit den Gedanken beim Tanken, das anstand, denn so arg weit komme ich mit dem 600l Tank nicht, den mein 1860 am Fahrgestell montiert hat. Mein alter Actros 1848 (GTS) hatte wenigstens die 1000l Version und den großen AdBlue Tank, doch mein neues schweres V8 Schiff hat wesentlich mehr Durst, aber doch die kleineren Tanks.. Logik? Also fuhr ich an einem Rasthof runter und direkt an die LKW Zapfsäule und als ich gerade die Tankkarte von DKV rausgesucht hatte, schnappte diese sich mein Beifahrer Ferdi und meinte, ich hab mit dem Fahren schon genug zu tun und könnte sitzen bleiben, er mache das schon. Ne viertel Stunde später kam er nach dem Zahlen aus dem Tankstellenshop mit 2 Bechern Kaffee, die er rausgehandelt hat. Ich fands cool, den heute bekommt man nur noch selten was, wenn man den LKW volltankt. Also Kaffee in Becherhalter, V8 wecken und weiter gehts.
Allmählich schwanden die km bis zum Hafen, es war immer noch gut zu fahren und so rief ich mal zu Hause an. Mal hören was daheim los ist. Katrin war gerade am Kochen und am Tee machen für den kleinen und ich rief denkbar ungünstig an, da die Ravioli am reinbrennen waren.. Also wieder aufgelegt. Auch Ferdi kam auf die Idee und rief bei seiner Hilde zuhause bei Regensburg an und durfte sich die Sorgen der Frau anhören, ob alles Ok ist, ob der Blutzuckerspiegel stimmt, ob er genug trinkt, ob er seine Medikamente dabei hat.. Ich hatte sichtlich meinen Spaß und grinste beim Fahren vor mich hin, als ich das anhörte.. Als er endlich fertig war, schaute er zu mir herüber und sah mein Grinsen. Das steckte ihn an und ich bekam nur ein "Typisch Frauen - Und dann immer noch das Handy anlassen müssen" zurück. Mein Navi zählte nach Udine die km bis Venezia runter.. Das war übrigens ein Weihnachtsgeschenk von meiner Frau, ein neues Trucknavi von TomTom.
Irgendwann bekam ich Hunger, mein Blick wanderte in den Kühlschrank, wo noch 2 Salamipackungen und ein Bauernbrot auf mich warteten. Doch bei dem Stop and Go in Venezia, wo nach den Feiertagen auch die Hölle los war, hatte ich kein e Möglichkeit, mein Brot zu machen. Ferdi erkannte mein Problem und fragte, ob er schnell fahren solle, dann könnte ich schnell essen und zum Hafen finde er auch dank Navi.. So kam es, dass ich mich abschnallte, aufstand während einer Ampelphase und mit Ferdi den Platz tauschte. Ich steckte meinen Brotzeittisch vor den Beifahrersitz und machte genüsslich Brotzeit und beobachtete Ferdi, der mit einem Dicken Grinsen auf dem Fahrersitz thronte und nach einer Kurzeinweisung in die Powershift Schaltwippe den Zug auch in einem Schönen Zug nach Links abbiegen ließ und dann schön Fahrt aufnehmen ließ. Er lachte vor Freude und ich persönlich war ein wenig Stolz auf mich, einem Mann sowas nochmal zu ermöglichen.. "Wenn man es mal kann, vergisst man es nicht - niemals im Leben." schrie er förmlich aus sich hinaus, als ins Hafengebiet einbog.
Ich machte ne kurze Essenspause und zeigte, auf welches Schiff er denn rauffahren müsse und informierte im letzten Moment, dass mein LKW sehr langsam die Auffahrt raufgefahren werden muss, um den Frontbügel und die Seitenbeleuchtung unter der Seitenverkleidung nicht abzureißen. Wie ein alter Profi, was er im Prinzip auch ist, setzte er den LKW in die Lücke, die für meinen LKW auf der Fähre bestimmt war und ich nahm noch schnell meine Fahrerkarte aus dem Digitacho (keine Sprüche dazu, dass Ferdi auf meiner Karte fuhr) und nach dem Abschließen des LKWs ging es ins Büro auf dem Schiff und um uns anzumelden. Da die Überfahrt nach Tunis knapp 23 Stunden dauern wird, bekamen wir eine 2-Bett Außenkabine, was angesichts der lauen Außentemperaturen angenehm war. Nach einem Abendessen an Bord skypte ich noch mit Katrin und Ferdi schaute sich das Schiff an. Irgendwann ging es auch ans Schlafen und da wird noch gut 20 Stunden hatten stand eine Nacht mit Ausschlafen an.. Also wurden es knapp 16 Stunden, die ich schlief und das alles ohne einmal aufzuwachen. Ferdi erging es ähnlich, sodass wir beide das Frühstück an Bord verpassten, doch wir hatten noch ein wenig Verpfelgung im LKW Kühlschrank lagern. So war es eine recht interessante Schiffsfahrt, die Dank Ferdi noch recht unterhaltsam war.
Nach dem Anlegen ging es wieder zurück zum LKW, ich hatte wieder Lust aufs Fahren so ging es schnell runter vom Schiff und auf die Landstraße, um dann auf eine Autobahn zu wechseln, das es noch gut 650km waren bis zum Abladeort Redeyef. Ferdi hatte schon die Ladungssicherung und die Spanngurte überprüft und es war zum Glück noch alles Fest, dann ein Nachsichern auf dem Schiff hätte die anderen Fahrzeuge aufgehalten. Es war ein recht warmes Wetter hier in der Nähe von Tunis, die Sonne brannte vom Himmel und es war wieder ein ganz anderer Flair, LKW zu fahren. Die Autofahrer reagierten anderst gegenüber LKWs und so ging es in einer, wie ich finde, schönsten Gegenden, was man im ETS2 befahren kann, los Richtung Abladeort.
Da die Überfahrt ja fast nen ganzen Tag gedauert hat, war es fast die gleiche Tageszeit wie am Tag zuvor, als wir aufs Schiff fuhren. Und da es gestern auch schon Abend war, war es auch hier langsam Abend und die Sonne senkte sich langsam und ließ ihr Orangenes Licht auf die Buschlandschaften hier fallen, was dem Fahren einen ganz besonderen Tick gab. Mein Actros lief gut, es war deutlich wärmer als im vergleichsweise recht kalten Deutschland und Ferdi machte nebenbei Fotos, um diese dann in ein Fotoalbum zu kleben, das er seit 1976 jährlich angelegt hat mit Erinnerungsfotos und so gab es auch ein paar tolle Schnappschüsse und Fotomöglichkeiten. Die AUtobahn auch hier Richtung El Hamma, das im Süden von Tunesien liegt, war recht gut zu fahren und erinnerte mich mit den Buckeln ein wenig an die Fahrt über die Alpen. Wenigstens keine Probleme.
In El Hamma war es schließlich schon dunkel geworden und nach einem Geschlängel von einem Berg mit einem ständigen Bremsen und Kurven fahren war ich leicht müde geworden, Ferdi schlief schon auf dem Beifahrersitz, dem Kopf an der Scheibe und dem Mützchen als Kopfkissen, also suchte ich mir ein Plätzchen aus, denn das Fahren bei Dunkelheit macht müde. Also suchte mir mir ein Plätzchen an einer Tankstelle in El Hamma. Aus Neugier hielt ich an der Zapfsäule und schaute, was der Preis pro Liter sei.. Ich staunte nicht schlecht, ein Liter Diesel kostete hier 13ct (0,13€). Klar, dass ich volltankte und machte für 30€ meinen Tank gerammelt voll.. Nach dem tanken steig ich mit einem dicken Grinsen wieder inden LKW ein und setzte den LKW noch ein paar Meter vor auf die Stellfläche und weckte Ferdi. Ich zeigte ihm noch Schnell das obere Bett, wo er drin schlafen durfte und so ging es ans Schlafen.
Die Landschaft in Tunesien ist wie ich finde echt der Hammer.. Auch Ferdi sah das so und war wieder richtig begeistert, wieder hier zu sein, da er vor über 30 Jahren das letzte mal hier runter fuhr, damals mit einem Mercedes Hauber und alles anderst aber doch vertraut ist. Er machte fleißig Fotos und ich fuhr auf der Landstraße weiter, obwohl diese langsam immer ärmlicher wirkte und auch der Straßenbelag immer schlechte wurde, was man Schwanken der hohen Megaspace Kabine deutlich merkte.
Irgendwann erreichten wir Gafsa, das mir auf dem Navi nicht viel sagte, aber das für meinen LKW wichtig war, denn aufgrund einer Fehlermeldung des Getriebes musste ich eine Mercedes Werkstatt aufsuchen. Was nicht so arg schwer wurde, da die Sternenmarke dort relativ beliebt war und so fand ich in Gafsa eine Niederlassung. Gafsa wirkte nicht arm, eher reich. Neben der Straße standen kleine Villen und ein Luxusschiff nach dem anderen kreuzten den Weg. In die Werkstatt konnte ich gleich fahren, doch viel Erfahrung mit meinem LKW zeigten die Mechaniker nicht, mein Actros war der einzige MP3 in der Werkstatt und nach einer halben Stunde fand man den Fehler mittels Computer und behob ihn auch damit. Ferdi schüttelte nur seinen Kopf über die Technik und erzählte von seinem letzten Sternen-LKW, einem Mercedes NG 1619, bei dem sowas nicht passiert ist und auch nicht passiert wäre, da sowas damals noch gar nicht verbaut wurde. Er schoss noch ein paar Bilder, bevor auch er wieder einstieg und wir die Fahrt wieder fortsetzen konnten.
Es war nicht mehr weit bis Redeyef und die Sonne schien warm vom Himmel, als Ferdis Mobiltelefon klingelte und er ranging. Wieder war seine Frau am Telefon und fragte, ob er am nächsten Tag schon wieder Zu Hause sei. Ich schmunzelte, als er ins Telefon sagte: "Hör mal, Mein Schatz, ich bin gerade wieder dort, wo ich vor 38 Jahren regelmäßig war: In Tunesien. Wir kommen so schnell nicht heim..." Man sah seine Zufriedenheit, wieder auf Achse zu sein und seiner Frau klar machen zu können, dass er so schnell nicht heimkommt. Auch recht. Ich schreib Katrin lieber ne Nachricht übers Telematiksystem.. Ist denke ich mal günstiger..
Die letzten km waren schnell gefahren, es war eine Landstraße und ich erreichte prompt die Stadt Redeyef. Dank Navi fand ich auch den Abladeort, eine Bauernhof, der neben einem Schrottplatz lag und der Hof war nicht einmal geteert. Naja, ich wendete den Zug auf dem Hof und setzte ihn Rückwärts an eine Rampe hin, wo ich den Auflieger nur abkuppeln, nicht abladen soll. Ferdi war davon nicht so sehr begeistert, er freute sich schon drauf, Holz abzuladen, da er gerne in seinem Waldstück arbeitet. Nach einer freundlichen Begrüßung bekamen wir noch ein wenig Proviant eingepackt vom Landwirt und wurden auch herzlich verabschiedet. Ferdi schaute mich an und fragte, ob ich schon dank der "ach so schlauen" Telematik schon den nächsten Zielort kenne. Den kennne ich nicht, anwortete ich nur. Noch nicht
Freue mich über eure Kommentare zur Geschichte!!