So die Fortsetzung - diesmal aus ETS2.. Ich hoffe sie gefällt euch mal wieder..
Nach der Polen Tour ging es schon wieder zurück nach Deutschland - es war ja nur ein Aushilfsfahrer-Job. Jedenfalls war ich auf dem Weg nach Stuttgart, als mein Telefon klingelte. Da mein Sohn und Katrin gerade im Bett schliefen, drückte ich den Anruf weg, um sie nicht zu wecken. In Stuttgart angekommen, als Katrin ihre Tasche hochschleppte und ich den Kleinen auf dem Actros-Bett wickeln musste, rief ich die Nummer zurück. Der Anrufer war Sonja, die Ehefrau meines Onkels Bernhard, der nach einem LKW Unfall im Krankenhaus lag und welcher ein Fuhrunternehmen in München mit Niederlassungen in ganz Europa betreibt. Sie schilderte, dass die Ärzte ein Bein amputieren mussten wegen der Quetschungen und er nie wieder LKW fahren kann. Nur er hat ein Geschäft mit 30 Mitarbeitern. Ich solle doch mal nach München kommen. Schon 2 Tage drauf, heute vor einer Woche, machte ich mich mit Katrin und Sohn im BMW auf den Weg nach München in das kleine Edelhäuschen am Münchner Stadtrand. Wir kamen bei Kaffee und Kuchen so ins Gespräch und er unterbreitete mir ein Angebot, das mich sprachlos stimmte: Er bot mir sein Unternehmen zum weiterführen an, da er ja nun mit Protese nicht mehr LKW fahren wird und er somit, wie er es sieht, nutzlos im Betrieb ist. Nach einer Nacht und einem langen Gepräch mit Katrin waren wir uns einig: Wir machens.
Doch meinen Actros White Beauty werde ich ne Zeit lang nicht mehr fahren, da meinem Onkel der LKW scheinbar nicht passt (Löwen Fan.) Dennoch holte ich mir bei Truckstore München eine Actros 1832 SZM, da der Fuhrpark meines Onkels hoffnungslos veraltet war: MAN TGA von 2000 und F2000, einige Scania 124 470 und noch ein paar DAF 95 XF. Allesamt hatten die Million schon voll. Da schauten die Fahrer aber bei meinem neuen LKW, da es erstens ein Mercedes war und zweitens der LKW fast neu war.
Eine Woche lang war ich mit dem LKW unterwegs, bis ich mir schließlich für die Langstrecke einen Actros 1848 MP3 Megaspace holte. Er war nagelneu und somit der zweite Mercedes im Fuhrpark meines Onkels, der die neuen LKWs nur mit Kopfschütteln betrachtete. Doch mit Euro 5 spart man Maut und hält die Kosten eher im Rahmen als mit den alten Böcken. Ich war jedenfalls die Woche schon mit meinem Actros in Frankreich, Österreich, Luxemburg und Belgien unterwegs, doch da mein Onkel viele Kontakte nach England pfelgte, war die Entscheidung für die große Kabine sicherlich nicht falsch. Katrin saß mittlerweile im Büro und organisierte den Umzug nach München, denn das Häuschen meines Onkels und meiner Tante war so groß, dass beide Familien locker darin Platz hatten und auch der Kleine ein großes Zimmer bekommen wird. Jedenfalls ist es nun schon wieder Sonntag und eine Ausnahmegenehmiung und der dringende Wunsch eines Münchner Chemiekonzerns ließ mein Wochenende am Sonntagnachmittag enden. Ich schleppte mein Zeug in den ACtros, verstaute alles sauber, damit nichts rumliegt, warf meine Bettwäsche aufs Obere Bett und gab Katrin einen letzten Kuss, bis ich schließlich ins Chemiewerk fuhr. Nach der ANmeldung und dem Anlagen sämtlicher Schutzkleidung wie Gasmaske, Schutzanzug, Schutzstiefel durfte ich schließlich zu meiner Fracht fahren: Quecksilber. Hochgiftig, wenns nen Unfall gibt wirds Kritisch bis Tödlich, meinte der Mitarbeiter nur mit einem Müden Grinsen. Doch für Sorgen bleibt keine Zeit, um Geld zu verdienen, müssen die Räder rollen und ich den Auflieger aufsatteln. Gesagt, Getan.
Als ich fertig war mit Aufsatteln und die Kleidung wieder im Außenstaufach verstaut war, schien noch die Sonne und es war nicht besonders kalt. Ich ließ mich auf den Grammer Sitz fallen, legte der Powershift den Gang ein und rollte langsam vom Gelände auf die Straße. Doch wie der Wetterdienst angekündigt hatte, fing es auf einen Schlag an Dunkel zu werden und es regnte in Stömen, sodass der Scheibenwischer mit den Wasserfluten vom Hochdach zu kämpfen hatte und der LKW teilweise in den Spurrillen schwamm. Ich zog mir meine Weste drüber, legte Abba ins Radio und aß nebenbei nen Corny Müsliriegel, während der Actros seine Bahn zog. Die war LKW leer, da ja Sonntag war. Nur mal abwarten, ob ich die Grünen auch seh.
Die Fracht war für Linz in ein Chemiewerk bestimmt und somit ging mein Weg Richtung Österreich. Linz war ein Ort, wo ich schon öfters mit dem LKW musste, meistens jedoch mit Standardfracht für die Spedition Posped. Das Chemiewerk war mir neu, jedoch wusste ich, wo es lag, da man von der Autobahn mit dem LKW schön draufschauen kann. Das Quecksilber im Auflieger schob ordentlich bergab, wo die Motorbremse von der Fußbremse Hilfe brauchte und Bergam schaltete die Powershift rauf und runter, da der Zug immer weiter Schwung verlor. Doch der Regen und der Sonntag machen einen Müde. Also zog in den LKW an einer Rastanlage vor Salzburg raus, stellte ihn wegen des Regens neben die leeren Zapfsäulen und ging erstmal in den Shop und holte mir nen Kaffee to Go und die Bild am Sonntag. Im LKW stellte ich den Becher jedoch erstmal in den Becherhalter und die Zeitung flog auf den Beifahrersitz, denn ich war so müde geworden, sodass ich mich erstmal auf dem unteren Bett quer legte.
Nach einer viertel Stunde wurde ich durch ein Klopfen an der Tür geweckt und zwei Zivilpolizisten fragten nach den Papieren, welche ich ihnen auch gleich gab. Ihnen war mein Standlicht am LKW aufgefallen und wollten die Sondergenehmigung sehen. Daran war nichts auszusetzen ebensowenig wie an den Lenk-und Ruhezeiten. Also gabs noch nen kurzen Plausch mit den Beamten, ehe ich wieder auf die Autobahn zurückfuhr. Mittlerweile dämmerte es auch noch, es regnete in Strömen und auch Nebel zog noch auf. Eigentlich ein Wetter fürs Sofa, aber was will man tun? Wenn der Kunde was bestellt und nicht bekommt, ists ein Ex-Kunde. Ich war immer noch Müde und schlürfte den Kaffee nebenbei, während mein Actros auf er linken Spur die unsicheren "Ja nicht zu schnell fahren"-Autofahrer überholte.
Ich lauscht gespannt dem Wetterdienst, der für Linz drockenes Wetter ankündigte (und Schnee für die neue Woche). Bei dem Regenwetter verlor ich die Hoffnung an die Trockenheit, doch tatsächlich riss die Wolkendecke auf. Wie angekündigt direkt vor Linz. Wenigstens war noch nicht so viel Skiurlauber- und Herbstferien-Reiseverkehr unterwegs und ich allein auf der Autobahn, kein anderer LKW kam mir entgegen und ich kam mir richtig einsam vor. Es war aber ein kalter Wind draußen, welchen man Gewanke der Megaspace Kabine spürte. Also in Linz runter. Vl. gibts ja nachher noch ein Abendessen.
Auch Linz war ziemlcih leer von der Innenstadt her, wenige Autos kreuzten meinen Weg und wie erwartet war ich der einzige LKW unterwegs. Wundert mich nicht, ich würde auch lieber daheim sitzen. Doch was sein muss, muss sein. Ich griff nach dem Telefonhöhrer, legte mein neues Headset an, dass mir meine Frau verordet hatte (sie will keine Witwe werden, nur weil ich das Handy hielt) und rief daheim mal an. Sie kochte gerade die Milch für den kleinen, als ich anrief. Wir redeten kurz, ehe ich mich aufs Fahren konzentrieren musste, da ein Opa vor mir wieder unsicher in einem Audi A4 rumgurkte. Naja, typisch Sonntag, die kommen vom Fußball schauen
Und weiter gehts Richtung Chemiewerk.
Erstmal ein Lob an die Chemiewerks-Betrieber, die an einigen Ampels Richtungsweiser für LKW anbrachten, die mich zum Chemiewerk führten. So konnte ich ohne große Umwege und Falschfahrten das Chemiewerk finden. Ich fuhr an die Einfahrt und mittels einer Chipkarte ließ sich die Schranke öffnen, da ich ja alleine im Chemiewerk war. Es war wirklich sehr einsam, Abends mit einem LKW in einem verlassen wirkenden Werk zu stehen. Die Papiere klemmte ich an eine offene Fensterscheibe am Pförtnerhäuschen, steckte meine Karte dazu und fuhr hinein. Auch mein Bauch grummelte schon und wollte Feierabend und was zu essen. Na dann mal schnell den Auflieger absatteln, denn zum Abpumpen bin ich nicht berechtigt und hab auch nicht die Ausrüstung dazu.
Den Anhänger stelllte ich einfach mal zu den anderen Trailern, da ich keine andere Angabe bekam, wo ich den Trailer hinstellen solle. Also wurde bei den anderen abgesattelt und meine Zugmaschine war wieder frei. Doch erstmal gings Pause machen. Ich hatte Hunger, ich war Müde und freute mich aufs Abendessen und aufs Bett. Also machte ich nicht gleich Meldung, dass ich leer bin und fuhr Stattdessen erstmal an einen Parkplatz, schloss den LKW ab und holte mir eine Festtagssuppe und dazu ein Bier. Und anschließend hinlegen. Ich hasse Sonntage, wo man fahren muss.